2017 hat die Schweiz die Ernährungssicherheit in der Verfassung verankert.
Der Bauerverband schrieb dazu: «Damit Ernährungssicherheit gewährleistet ist, muss jedes Land für eine nachhaltig ausgelegte Produktion sorgen und die eigene Landwirtschaft entsprechend gezielt fördern.» Sind auf diese Worte Taten gefolgt?
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Liebe Unterstützer*innen der Trinkwasserinitiative
Der trockene Sommer 2022 hat gezeigt, wie heftig und schnell der Klimawandel die Lebensmittelproduktion und unsere Ernährungssicherheit beeinträchtigen kann.
Um die Herausforderungen des Klimawandels bewältigen zu können, hatten sich Bauernverband, Bundesrat und Parlament 2017 für die Verankerung der Ernährungssicherheit in der Verfassung stark gemacht. Der Bauernverband schrieb dazu:
Ernährungssicherheit ist nicht selbstverständlich: Begrenztes Kulturland und eine Produktion mit knappen Ressourcen wie Wasser müssen immer mehr Menschen ernähren. Dazu kommen zunehmende Produktionsunsicherheiten infolge des Klimawandels. Damit Ernährungssicherheit gewährleistet ist, muss jedes Land für eine nachhaltig ausgelegte Produktion sorgen und die eigene Landwirtschaft entsprechend gezielt fördern.
Doch obwohl die Stimmbevölkerung 2017 mit grosser Mehrheit die Ernährungssicherheit in der Verfassung verankert hat und obwohl der Handlungsbedarf gross ist, sind bis heute keine Taten gefolgt.
Im Gegenteil: 15 Millionen Nutztiere leben permanent für die Tierproduktion in der Schweiz – fast doppelt so viele wie Menschen. Für die Ernährung dieser Nutztiere produziert die Schweizer Landwirtschaft auf 60% der inländischen Ackerflächen Futtermittel (Mais, Getreide) und importiert zusätzlich noch 1,2 Millionen Tonnen Futtermittel – produziert auf einer Ackerfläche im Ausland, die noch einmal so gross ist wie die gesamte Ackerfläche der Schweiz. 82% der Agrarsubventionen fliessen in die Tierproduktion. Nur gerade 18% in den Pflanzenbau.
Eine verkehrte Welt, wenn man bedenkt, dass mit begrenztem Ackerland und knappen Wasserressourcen immer mehr Menschen ernährt werden müssen. Und dass um Ernährungssicherheit zu gewährleisten, jedes Land für eine nachhaltig ausgelegte Produktion sorgen und die eigene Landwirtschaft entsprechend gezielt fördern muss.
Es liegt klar auf der Hand, was für unsere Ernährungssicherheit zu tun wäre: Die Lebensmittelproduktion und die Ernährung müssen sich dem Klimawandel, dem begrenzten Ackerland und einer Produktion mit knappen Ressourcen wie Wasser anpassen. Im Klartext: Weniger Fleisch, dafür mehr pflanzliche Nahrungsmittel. Dafür müssen auf unseren Ackerflächen anstelle von Tierfutter mehr Kulturen für die direkte menschliche Ernährung angebaut werden.
Auf diese Weise könnte der für unsere Ernährungssicherheit zentrale Netto-Selbstversorgungsgrad massiv gesteigert werden. Heute liegt er nur knapp bei 50%. Anders gesagt: Die Schweiz muss heute als direkte Folge der hohen Tierproduktion rund die Hälfte ihrer Lebensmittel importieren. Das Gegenteil von Ernährungssicherheit.
Wann wird die Agrarpolitik angesichts von Wassermangel und Klimakrise endlich die wirksamste und dringendste Massnahme für die weltweite Ernährungssicherheit – weniger tierische, dafür mehr pflanzliche Nahrungsmittel - angehen? Und so den Verfassungsauftrag der Ernährungssicherheit erfüllen?
Die Flexitarier*innen in der Schweiz, die ihrer Gesundheit (42%) oder der Umwelt wegen (40%) bewusst weniger tierische Produkte essen, zeigen den Weg. Sie öffnen der Landwirtschaft die Tür zur einer nachhaltigen und klimaverträglichen Produktion! So wie es die Trinkwasserinitiative verlangte.
Wir bleiben dran, den für sauberes Wasser, hohe Biodiversität, gesunde Böden und gesundes Klima dringend nötigen Wandel in der Land- und Ernährungswirtschaft aktiv voranzubringen!
- Unterstützen Sie unser Wirken mit einer Spende
- Werden Sie Mitglied beim Verein "Sauberes Wasser für alle"
Mit vielem Dank und herzlichen Grüssen
Franziska Herren & Team
Quellen:
Nutztierbestände
2021 Rindvieh 1'515’123, Schweine 1'348’306, Nutzhühner 12'428’660
Netto-Selbstversorgungsgrad:
Der Netto-Selbstversorgungsgrad ist für unsere Ernährungssicherheit massgebend, da er die von Futtermittelimporten abhängige Tierproduktion nicht berücksichtigt.
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